Kirchen im Kreis Goldap

Der Kreis Goldap und seine neun evangelischen Kirchspiele


Über ihre Entstehung:

Der Amtshauptmann von Insterburg hatte dafür zu sorgen, dass in jedem der Insterburger Schulbezirke eine Kirche gebaut wurde. Als erste Kirche entstand im Jagteschen (Gawaiter) Schulbezirk vor 1550 die Kirche in Gawaiten. Der erste amtliche Nachweis der Gawaiter Kirche ist eine Beschwerde über den Pfarrer aus dem Jahre 1550. Im Romittischen Schulzenamt war 1588 ein Kirchenbau in Schackeln vorgesehen. Da diese nahe einer heidnischen Kultstätte errichtet werden sollte, wurde sie dann 1589 im benachbarten Tollmingkehmen gebaut. Im Misseschen Schulzenbezirk wurde der Bau einer Kirche 1579 – 1589 in Szittkehmen, in der Stadt Goldap ab 1580 durchgeführt. Nicht selten ist die Anwesenheit eines Pfarrers schon vor Beginn des Kirchenbaues nachgewiesen, so auch in der Stadt Goldap.


Alte Kirche zu Goldap

Ein Pfarrer „Buchholz“ wurde erstmalig im Erlaß vom 30.4.1568 an den Hauptmann von Insterburg erwähnt. Landverschreibung für die Kirche am 14.5.1570. Der erste Kirchenbau der Alten Kirche, kgl. Patronats, um 1580 begonnen, gestaltete sich äußerst schwierig und zog sich nachweislich über mehr als 10 Jahre hin. Nach dem großen Brand 1623 erfolgte der Neubau des Kirchenschiffes aus Feldsteinen und Ziegeln in den Jahren bis 1627. Dieser bestand dann bis 1944. Größerer Schaden an der Kirche entstand noch einmal durch einen Orkan im Januar 1818. Im pyramidal geschlossenen Turm befanden sich zwei Glocken von 1636 und 1705. Im Inneren des Kirchenschiffes befand sich ein Kanzelaltar von Bildhauer Pfeffer aus Königsberg. In den frühen Jahren wurden Gottesdienste in deutsch, litauisch und polnisch gehalten, später nur in deutsch. 1944 gehörten neben der Stadt (nördl. Teil) 20 Gemeinden zum Kirchspiel. Letzte deutsche Pfarrer waren Wilhelm Krüger, Superintendent von 1936 bis 1944, und Franz Reinhard Hildebrandt als 2. Pfarrer. Bei den Kämpfen um Goldap 1944/45 wurde die Alte Kirche schwer zerstört. Ein Wiederaufbau im ursprünglichen Baustil erfolgte in den frühen 80er Jahren im polnischen Goldap mit finanzieller Unterstützung der ehemaligen deutschen Bewohner und Mitgliedern der Kreisgemeinschaft Goldap.

Neue Kirche zu Goldap

Sie stand an Stelle der alten Reformierten und Garnisonskirche. Erster Kirchenbau durch General von Lossow, fertig gestellt 1778. Bis 1817 reformierte Kirche. 1842 Schließung der Kirche kgl. Patronats wegen akuter Baufälligkeit. Neubau 1856. Die Neue Kirche, auf dem Markte gelegen, war ein gothischer Ziegelrohbau mit einem 148 m hohen Turm.

1944 gehörten neben der Stadt (südl. Teil) neun Gemeinden zum Kirchspiel. Letzter deutscher Pfarrer war Harry Goronzy .

In den Kriegswirren 1944/45 wurde das Gotteshaus beschädigt und ist bis auf den Turm ausgebrannt. Der Turm der Neuen Kirche wurde erst 1956 umgerissen. Die Kirche wurde nicht wieder aufgebaut, sondern abgebrochen; die Ziegel wurden nach Warschau transportiert, um dort dem Wiederaufbau der Altstadt zu dienen.

Kirche zu Dubeningken / Dubeningen

Erster Kirchenbau 1620, in den nächsten zweihundert Jahren erfolgten drei weitere Bauten. Die Kirche kgl. Patronats war ursprünglich ein Holzbau; nachdem ein Orkan im Januar 1818 die ganze Kirche beschädigte, erfolgte 1822 der vierte Bau des Gotteshauses aus Feldsteinen und Ziegeln. Letzter Kirchenbau in den Jahren 1903/04, mit finanzieller Unterstützung des Kaisers. Zur Kirchengemeinde gehörte auch Jagdhaus Rominten und die dortige St. Hubertus-Kapelle, die vom Dubeningker Pfarrer betreut wurde.1944 gehörten 23 Gemeinden zur Kirche, letzter deutscher Pfarrer war Martin Skrodt, Hilfspfarrer Helmut Glass. Die Kirche hat die Kriegswirren unbeschadet überstanden und wird heute als katholisches Gotteshaus der polnischen Kirchengemeinde Dubeninki genutzt.


Kirche zu Gawaiten / Herzogsrode

Erster Kirchenbau vor 1550, ein Holzbau, kgl. Patronat. Somit die älteste Kirche im Kreis Goldap. Es folgten zwei Neubauten des immer wieder maroden Gotteshauses, der endgültige, beständige Bau erfolgte wohl nach dem Brand von 1750, genaues Datum unbekannt. 1848 Abriss des baufälligen Turms, eine Orgel ab 1788, Friedhof an der Kirche, Eigentum derselben. Gottesdienste in deutsch, einmal am Trinitatisfest auch in litauisch. Erster namentlich bekannter Pfarrer in Gawaiten war Nicolaus Hollstein von 1562 – 1570. 1944 gehörten zur Kirchengemeinde 29 Dörfer mit ca. 6000 Seelen und 12 Schulen. Letzter deutscher Pfarrer war Willy Schiweck. In den Kriegswirren 1944/45 wurde die Kirche nicht zerstört, sondern erst später von den Russen abgebrochen und nicht wieder aufgebaut.

Kirche zu Grabowen / Arnswald

Die Goldaper Stadtchronik weist darauf hin, dass das Kirchspiel Grabowen um das Jahr 1580 gegründet wurde. Erster Kirchenbau 1588 aus Feldsteinen und Ziegeln, mit Satteldach und Turm, kgl. Patronat. Bei einer Erneuerung 1732, wurde der Kanzelaltar eingebaut. Gottesdienste in deutsch und polnisch bis 1910. Große Zerstörungen an der Innenausstattung der Kirche durch Vandalismus der russischen Soldaten 1914/15 während des 1. Weltkrieges.

1925 Orgelneubau, 1928 Beendigung der Wiederherstellungsarbeiten im Inneren der Grabower Kirche.

1944 gehörten 18 Gemeinden mit ca. 4600 Seelen zum Kirchspiel. Letzter deutscher Pfarrer war Bruno Koller.

Die Beschädigung der Kirche durch Kriegseinwirkung von 1944/45 war gering, das Gotteshaus wird heute von den polnischen, katholischen Christen aus Grabowo und den umliegenden Dörfern genutzt und gehört zum Dekanat Goldap.

Kirche zu Groß Rominten / Hardteck

Groß Rominten ist das jüngste Kirchspiel im Kreis Goldap, gegründet 1868. Bis dahin waren die Orte des neuen Kirchspiels den Kirchen Gawaiten und Tollmingkehmen zugeordnet. Erster Kirchenbau war 1880, Patronat steht der Gemeinde zu. Gottesdienste in deutsch.

1944 gehörten neun Gemeinden zum Ksp. Groß Rominten / Hardteck. Letzter deutscher Seelsorger Pfarrer Alfred Radtke. Die Ruine der ausgebrannten Kirche steht heute noch und erinnert an die damalige Kirchengemeinde.


Kirche zu Gurnen

Erster Kirchenbau 1574 bis 1581, Umbau von 1612 bis 1617, adl. Patronat, Kirchenpatron Heinrich von Halle. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kirche so stark beschädigt, dass der Turm abgerissen werden musste und ein Aus- und Umbau der Kirche erforderlich wurde. Sie wurde jetzt massiv aus Feldsteinen im romanischen Stil, aber ohne Turm, erbaut.

1944 gehörten 13 Gemeinden mit ca. 2800 Seelen zur Kirche Gurnen. Letzter deutscher Pfarrer war Ernst Günter Haß. Die Gurner Kirche wurde wenige Wochen nach Einzug der russischen Truppen im Januar 1945 in Brand gesteckt und steht heute noch als Ruine an ihrem Platz.

60 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges wurde im Juli 2005 der Gedenkstein für die Gefallenen des 1. Weltkrieges an der Gurner Kirchenruine von der Kreisgemeinschaft Goldap mit einer neuen Tafel versehen und im Beisein von Vertretern der Stadt Goldap, früheren und heutigen Bewohnern von Gurnen, sowie Mitgliedern der Kreisgemeinschaft Goldap festlich wieder eingeweiht.

Kirche zu Tollmingkehmen / Tollmingen

Erster Kirchenbau aus Holz 1589 der 1682 erneuert wurde. 1756 dann ein Neubau aus Feldsteinen und Ziegeln. Von 1743 – 1780 wirkte der bekannte Dichter-Pfarrer Donalitius in Tollmingkehmen. Gottesdienste bis 1856 litauisch, dann deutsch.

Pfarrer Freyberg und seine Familie waren während des 1. Weltkrieges nicht geflohen und hatte sehr unter den Übergriffen der Kosaken-Regimenter zu leiden.

1944 gehörten 23 Gemeinden zur Kirche Tollmingen, ca. 4200 Seelen. Letzter deutscher Pfarrer war Emil Moysich.

In den 50er Jahren wird die noch unzerstörte Kirche vermutlich durch einen Brand vernichtet. 1971–1979 wird durch die litauische Donelaitis Gesellschaft die Kirche in Tollmingen auf den Trümmern neu errichtet. Das Innere der Kirche ist heute ein Donalitius-Museum, Gottesdienste finden kaum statt.


Kirche
zu Szittkehmen / Wehrkirchen

Erster Kirchenbau 1579 – 1589, kgl. Patronat. Die Kirche ist ein rechteckiger Bau aus Feldsteinen, in den frühen Jahren mit Turm, später eine Glocke im freistehenden Glockenhaus. 1890 hatte das Kirchspiel 5000 Seelen, davon 800 Litauer.

1930 letzte Predigt in litauischer Sprache.

1934 letzte Renovierung der ev. Kirche von Kunstmaler Tessin, der letzte deutsche Seelsorger war Pfarrer Ernst Köhler.

1944 gehörten zur Kirchengemeinde 25 Dörfer mit ca. 4000 Seelen.

Nach den Zerstörungen von 1944/45 wurde in den 70er Jahren auf Initiative des früheren Szittkehmer Landwirtes, Fritz Gilde, und einer Spendenaktion der ehemaligen Bewohner der Kirchengemeinde Szittkehmen / Wehrkirchen das Gotteshaus wieder aufgebaut.

Die polnischen Katholiken nutzen das Gotteshaus nun für ihre Gemeinde.

Bereits 1997 konnte in Szittkehmen / Wehrkirchen das von der Kreisgemeinschaft restaurierte und mit einer neuen Tafel versehene Gefallenendenkmal von 1914/18 wieder eingeweiht werden.


Die katholische Kirche zu Goldap

Bau der katholischen Kirche zu Goldap 1891, ein Kirchenbau war schon 100 Jahre vorher geplant. 1944 zählte die katholische Pfarrgemeinde Goldap etwa 1300 Mitglieder, die Gemeinde Darkehmen war als Curatie angegliedert. Letzter deutscher Pfarrer war Josef Sauermann (1938 bis 1945).

Die kath. Kirche hat den Krieg nahezu unbeschadet überstanden und wird auch von den heutigen Goldapern als Gotteshaus genutzt.